Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche Behandlung und Beratung. Entscheidungen bzgl. Medikation und Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.
Die Rheumatoide Arthritis (RA) ist die verbreiteteste Form entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Wenn im Alltag von “Rheuma” gesprochen wird, ist meistens die Rheumatoide Arthritis gemeint. Bekannt ist die Erkrankung auch unter den Namen “(chronische) Polyarthritis” oder “polyarthritis rheumatica”. Laut dem derzeitigen Stand der Forschung handelt es sich bei der Rheumatoiden Arthritis um eine chronisch verlaufende Autoimmunerkrankung, also eine Krankheit, bei welcher das Immunsystem aufgrund einer Fehlfunktion den eigenen Körper angreift. Bei der RA werden körpereigene Strukturen - meistens die Gelenke und Gelenkschleimhäute - angegriffen. Es können allerdings (eher selten) auch andere Organe, wie z.B. die Augen oder die Haut betroffen sein. Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren Einschränkungen führen, dank moderner medikamentöser Therapien inzwischen gut behandelt werden. Welche typischen Symptome für eine Rheumatoide Arthritis sprechen, welche Ursachen diskutiert werden, welche verschiedenen Verlaufsformen es gibt und auf welche möglichen Begleiterkrankungen Du achten solltest, erfährst Du in diesem Artikel.
Wichtig: Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Krankheitsbild der Rheumatoiden Arthritis. Informationen zu verschiedenen Sonderformen, der genauen Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten findest Du in den im Text verlinkten Artikeln.
Im Folgenden zeigen wir die häufigsten Symptome und Beschwerden auf, die mit der RA einhergehen. Bitte Bedenke: Bei all den möglichen, oft erschreckenden Symptomen - es müssen bei Weitem nicht alle bei Dir zutreffen! Die Erkrankung zeigt sich bei jedem individuell und Du kannst zusammen mit Deinem Arzt den Verlauf Deiner RA durch eine möglichst frühzeitige, passende Therapie und Lebensweise positiv beeinflussen!
Das charakteristischste Merkmal der rheumatoiden Arthritis ist in aller Regel eine Entzündung der Gelenke. Typischerweise sind beide Körperhälften symmetrisch befallen, also beispielsweise die Finger beider Hände. Anfangs sind häufig die kleinen Finger- und Zehengelenke betroffen, die Fingerendgelenke bleiben in der Regel ausgespart. Mit der Zeit können große Gelenke wie Schulter und Knie, Ellenbogen, Hüfte oder die Halswirbelsäule hinzukommen. Neben den Gelenken können sich auch Sehnenscheiden und Schleimbeutel entzünden.
Als charakteristisches Merkmal bilden sich darüber hinaus bei bis zu 20% der Betroffenen sogenannte Rheumaknoten aus, besonders im Bereich der Ellenbogen und der Finger. Diese liegen unter der Haut, sind weich sowie verschiebbar und nicht mit durch Arthrose verursachte Verformungen zu verwechseln.
Wie der Name schon verrät, tritt eine Morgensteifigkeit in der Regel am Morgen bei und nach dem Aufstehen auf. Betroffene haben oft das Gefühl, wach zu werden und sich wie in einem Gipskostüm gefangen zu fühlen. Dieser Zustand hält über eine längere Zeit an (>30 min), bis die Beschwerden dann im Laufe des Tages abklingen und der Betroffene seine Gelenke wieder normal bewegen kann. Mit der medikamentösen Basistherapie kann die Morgensteifigkeit hinsichtlich Dauer und Intensität reduziert werden.
Im weiteren Verlauf (insbesondere, wenn die RA unbehandelt bleibt) kann die rheumatoide Arthritis die Knochen an den Ansatzstellen der Gelenkkapsel angreifen. Außerdem kann es zu einem Abbau des Gelenkknorpels kommen. Fortschreitende Entzündungen können die Gelenkflächen zerstören und zu Gelenkfehlstellungen und eingeschränkter Beweglichkeit führen - nicht zuletzt durch die teilweise erheblichen Schmerzen.
Rheumatoide Arthritis kann sich auch durch verschiedentlich lang anhaltende, allgemeinere Krankheitssymptomatiken bemerkbar machen. Dazu zählen u.a. Müdigkeit, Leistungsschwäche, Schlafstörungen, Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust.
In Deutschland geht man davon aus, dass die Rheumatoide Arthritis ca. 0,8 Prozent der Bevölkerung betrifft. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass es etwa 550.000 Betroffene gibt. Laut Daten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) beläuft sich die Anzahl an Neuerkrankungen auf etwa 20-40 Personen je 100.000 pro Jahr. Es wird allerdings geschätzt, dass die Dunkelziffer aufgrund der erschwerten Diagnostizierbarkeit noch deutlich höher liegen könnte.
Frauen erkranken rund doppelt so häufig an der RA wie Männer. Darüber hinaus erkranken Frauen im Durchschnitt etwa ein Jahrzehnt früher als Männer an rheumatoider Arthritis und sind entsprechend jünger. Sie empfinden stärkere Schmerzen an den Gelenken, meist beginnend an Fingern und Zehen. Laut Patientenbefragungen liegt der Anteil an Patientinnen mit massiven Gelenkschmerzen zwischen 1 und 25 Prozent, bei Männern sind es 9 bis 21 Prozent. Dieser Unterschied wird ab dem 60. Lebensjahr besonders deutlich.
RA kann in jedem Alter beginnen und entsprechend sind auch junge Menschen betroffen. RA tritt dabei am häufigsten zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr sowie jenseits des 60. Lebensjahres auf. Allgemein gilt: Je höher das Alter, desto häufiger tritt die RA auf. Die höchste Diagnoseprävalenz (also die Gesamtzahl aller Krankheitsfälle in einem Zeitraum von… bis) wird bei Frauen und Männern in der Gruppe der 75- bis 79-Jährigen erreicht. In ihren Sonderformen kann die RA aber auch Kinder betreffen! Bei erkrankten Kindern spricht man von der Juvenilen Arthritis.
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung handelt es sich bei der Rheumatoiden Arthritis und ihren Untergruppen um Autoimmunerkrankungen. Das bedeutet, dass der Körper aufgrund einer Fehlfunktion des Immunsystems körpereigene Strukturen - wie etwa die Gelenke - attackiert, was zu chronischen Entzündungen führt. Das bedeutet auch, dass der Erkrankung - anders als bei anderen Rücken- oder Gelenkleiden- kein äußerer Einfluss (wie etwa ein Unfall) zugrunde liegt. Diese Ursache ist auch die Erklärung dafür, dass die RA als systemische Erkrankung neben den Gelenken andere Bereiche des Körpers betreffen kann.
Da häufig mehrere Mitglieder einer Familie erkranken, vermutet die Wissenschaft eine genetische Veranlagung, die den Ausbruch der RA begünstigen könnte. Allerdings scheint wohl eher nur eine Veranlagung zur Krankheit vererbbar, nicht aber die RA selber. Somit ist die RA zwar keine klassische Erbkrankheit, kann aber im erweiterten Sinne durchaus als erblich betrachtet werden.
Viele Patienten mit RA weisen Gemeinsamkeiten in den sogenannten HLA-Eiweißen auf. HLA steht dabei für "Human Leukocyte Antigen". Die HLA-Eiweiße markieren Zellen als körpereigen oder körperfremd. So weiß das Immunsystem, welche Zellen (körperfremde) angegriffen werden sollen und welche nicht (körpereigene). Bestimmte Veränderungen in den HLA-Genen können jedoch dazu führen, dass diese Unterscheidung nicht mehr klappt und das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift (Autoimmunreaktion). Untersuchungen haben weiterhin gezeigt, dass rund 70 Prozent der rheumatoiden Arthritis-Patienten das HLA-Gen DR4/DRB1 in sich tragen. In der gesunden Bevölkerung haben nur etwa 25 Prozent der Menschen diese Genvariante.
Menschen, die unter einer RA leiden, haben vermehrt Antikörper gegen sogenannte “citrullinierte Proteine” im Blut (ACPA), die ähnlich wie der bereits genannte Rheumafaktor funktionieren. Diese gelten als zuverlässige Indikatoren, also Hinweisgeber, um den Verlauf und die Schwere der Gelenk- und Knochenerosion (Schädigung der genannten Strukturen) abzuschätzen. Das Vorhandensein von ACPA hängt sehr stark mit dem Vorhandensein einer RA zusammen- nämlich bis zu 97 Prozent. Daher wird untersucht, ob die Ausbildung dieser Antikörper genetische Ursachen haben könnte.
Neben den genannten Aspekten werden auch umweltbedingte Faktoren mit Entstehung und Verlauf der Rheumatoiden Arthritis in Verbindung gebracht.
Vielleicht kennst Du es auch- kaltes und nasses Wetter wirkt sich eher ungünstig auf den Verlauf rheumatischer Erkrankungen aus. Es wird von vielen Betroffenen mit vermehrten Beschwerden (z.B. Schmerzen, Schwellungen, Steifheit der Glieder) in Verbindung gebracht. Ob der Mythos Wetter jedoch auch ursächlich für die Krankheitsentstehung sein können, ist unklar.
Auch die Ernährung kann- ergänzend zu einer medikamentösen Therapie- einen Einfluss auf den Verlauf der RA und Dein Wohlbefinden haben. Inwieweit eine ungünstige Ernährung eine Rheumatoide Arthritis aber auslösen kann, ist jedoch nicht bekannt.
Allgemeine Risikofaktoren wie Übergewicht oder Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes treten gehäuft in Verbindung mit der RA auf. Inwieweit diese vorliegenden Risikofaktoren aber ursächlich für die RA sein können, ist allerdings nicht abschließend geklärt.
Neben den genannten Aspekten können auch mentale Vorbelastungen einen starken Einfluss auf den Verlauf Deiner rheumatoiden Arthritis haben und stehen darüber hinaus im Verdacht, den Krankheitsausbruch zu begünstigen. Endgültige Aussagen hierzu gibt es bislang jedoch noch nicht.
Konstanter, niedrigschwelliger Stress (sog. “minor” Stress) könnte den Ausbruch und den Verlauf einer RA negativ beeinflussen. Der Begriff bedeutet vor allem den alltäglichen Stress durch Arbeit, Beziehungsprobleme, finanzielle Schieflagen oder Ähnliches. Explizit nicht gemeint sind sog. große Stressoren wie der Tod eines Verwandten oder eine Scheidung. Minor Stress kann nachgewiesenermaßen sowohl die Symptome und die Entzündungsaktivität verstärken als auch zur Auslösung von Schüben beitragen, deswegen steht er auch im Verdacht, einer der Initiatoren der eigentlichen Erkrankung zu sein.
Als gesichert betrachtet werden kann, dass zumindest zwischen dem Rauchen und dem Ausbruch der RA ein starker Zusammenhang besteht. Untersuchungen haben gezeigt, dass Rauchen das Erkrankungsrisiko signifikant erhöht und den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflusst. Therapien schlagen bei Rauchern außerdem schlechter an und die Krankheit verläuft auch schwerer. Entsprechend ist es immer ratsam, so früh wie möglich mit dem Rauchen aufzuhören.
Die RA begleitet Betroffene ein Leben lang- so ist zumindest der derzeitige Stand. Es hilft, wenn Du die verschiedenen Krankheitsphasen und Verlaufsformen kennst und einordnen kannst, um Dich auf Deiner Reise mit der RA besser zurechtzufinden. Darüber hinaus ist es wichtig, Zeichen der Krankheitsaktivität und Entwicklung zu erkennen, damit Du gegensteuern kannst.
Die rheumatoide Arthritis verläuft sehr unterschiedlich und individuell. Meist beginnt sie zeitgleich schleichend an den kleinen Finger- und Zehengelenken bzw. an beiden Händen/Füßen. Sie kann aber auch abrupt auftreten und zu Beginn nur wenige, auch größere Gelenke einer Seite befallen, z. B. Knie, Schulter oder Ellenbogen.
Oft kommen zu Beginn der Krankheit auch Beschwerden unbestimmter Natur vor. So kann eine beginnende RA sich beispielsweise erst durch leichte, auf- und abflauende Gelenkschmerzen bemerkbar machen, die vom Betroffenen zunächst als weniger schlimm eingestuft werden. Dazu kommen können diffuse, also unkonkrete Beschwerden - wie ein Jucken der Augen, Erschöpfung oder leichtes Unwohlsein und Verspannungen. Da ein Auslöser nicht bekannt ist, werden diese Beschwerden anfangs auch oft falsch eingeordnet/nicht an Rheuma gedacht.
Mit der Zeit treten die Symptome dann allerdings meist öfter und heftiger auf, bis sie sich schließlich in einem länger anhaltenden “Schub” manifestieren. Die Entzündungsaktivität wird stärker, schmerzhafter und hält während des Schubes dauerhaft an. Über größere Zeiträume wechseln sich solche Schübe typischerweise mit unterschiedlich langen Perioden der Inaktivität ab, in denen die Erkrankung weniger aktiv bis teilweise gar nicht präsent zu sein scheint.
Den Ausprägungsgrad der Krankheit nennt man Verlaufsform. Generell unterscheidet man in zwei mögliche Verlaufsformen. Auch hier kann eine frühzeitige, angepasste Therapie positiv Einfluss nehmen.
Neben den geschilderten Verlaufsformen gibt es auch eine Reihe seltenerer Verlaufsformen der Rheumatoiden Arthritis. Diese haben wir in diesem Schwerpunkt-Artikel einmal näher beleuchtet.
Ja, die RA kann also deutliche Einschränkungen mit sich bringen, ABER: Schwere Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit (z.B. durch Gelenkdeformitäten) und das Risiko einer schweren Verlaufsform generell können durch eine angepasste, frühzeitige Therapie deutlich minimiert werden.
Darüber hinaus kann es durch die passende Therapie zur sogenannten Remission kommen - einem Krankheitsstillstand, bei dem weitestgehend vollständige Beschwerdefreiheit erreicht wird. Wann von einer Remission gesprochen wird, kann unterschiedliche Kriterien haben. Bei der RA ist damit in der Regel das Ausbleiben von geschwollenen Gelenken und den zugrundeliegenden Entzündungen gemeint.
Man kann daher nicht oft genug betonen, wie entscheidend ein frühestmöglicher Therapiebeginn ist!
Auch unbehandelt verläuft die rheumatoide Arthritis sehr unterschiedlich- aber schlechter als behandelt! Sie kann gleichmäßig und innerhalb von Wochen oder Monaten fast alle Gelenke befallen- oder jahrelang auf wenige Gelenke beschränkt bleiben und plötzlich schubweise wieder aktiv werden. Bei 10-30% der Patienten verläuft die Erkrankung mild und stabil, auch bei keiner oder nur geringer Dosis von Basismedikamenten- bei 70% der Erkrankten dagegen verschlimmert sie sich im Laufe der Jahre immer mehr, wenn sie nicht optimal mit Basismedikamenten behandelt wird.
Patienten mit rheumatoider Arthritis, die nicht nach heutigen Erkenntnissen und Möglichkeiten optimal behandelt werden, weisen eine gegenüber der Normalbevölkerung mehr als doppelt so hohe Sterblichkeit auf (ihre durchschnittliche Lebenserwartung ist um 3-13 Jahre geringer). Grund dafür ist, dass neben den Gelenken oft auch andere Organe -insbesondere Herz und Lunge- durch die chronischen Entzündungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders die Schädigung des Herzens und der Blutgefäße ist die Haupttodesursache bei unbehandelter rheumatoider Arthritis. Auch hier zeigt sich die Wichtigkeit einer frühzeitigen, konsistenten Therapie.
Da die RA leider oft erst spät erkannt wird und die Verläufe so individuell sind wie die Menschen, die sie befällt, fällt es Medizinern tendenziell schwer, verlässliche Prognosen für die jeweiligen Krankheitsverläufe abzugeben. Die Krankheit erlaubt bei rechtzeitiger Diagnosestellung und begleitender Behandlung heutzutage jedoch deutlich optimistischere Prognosen, als noch vor 30 Jahren.
Bei frühzeitigem Therapiebeginn darf man mittlerweile auf einen milden Krankheitsverlauf hoffen, bei dem u.U. sogar Krankheitsstillstand ein erreichbares Ziel ist und die Lebenserwartung wenig bis gar nicht verkürzt ist. Wenngleich es keine Garantien für einen gewissen Krankheitsverlauf gibt, gibt es doch relevante Kriterien, die wir uns im Folgenden anschauen wollen.
Eine individuelle Prognoseabschätzung ist, wie bereits erläutert, zu Beginn der Erkrankung nur begrenzt möglich. Für eine adäquate Behandlung gilt es- insbesondere
bei noch nicht eindeutig diagnostizierter RA, der sogenannten undifferenzierten Arthritis und RA im frühen Stadium, milde von schweren Verläufen zu unterscheiden.
Etwa die Hälfte der Patienten mit noch undifferenzierter Arthritis und 2/3 aller Patienten mit einer frühen RA entwickeln im Verlauf von fünf Jahren eine wesentliche Funktionseinschränkung, die übrigen Patienten haben einen milden Verlauf.
Prognostisch ungünstige Faktoren für eine RA, die teilweise durch Dein Verhalten beeinflusst werden können, sind
Wie Du schon gelernt hast, kann die RA mit einer ganzen Reihe an Begleiterscheinungen daher kommen. Diese als Komorbiditäten bekannten Begleiterkrankungen können vielerlei Formen annehmen und sind für manche Patienten sogar belastender als die Grunderkrankung selbst. So leiden viele Rheumakranke beispielsweise auch unter Depressionen oder Bluthochdruck. Um Komorbiditäten möglichst gar nicht entstehen zu lassen oder sie frühestmöglich zu erkennen, ist es wichtig, sich genauer damit auseinanderzusetzen. Zu wissen, was Dich potentiell erwarten könnte und worum es sich handelt kann Dir helfen, schneller die richtigen Schritte einzuleiten und gefasster darauf zu reagieren.
Eine Begleiterkrankung, die sich in erster Linie durch eine trockene Mundschleimhau äußert und extrem häufig in Verbindung mit der rheumatoiden Arthritis auftritt, ist das sogenannte Sjögren Syndrom. Detaillierte Informationen dazu findest Du hier.
Ständige Schmerzen, schlechter Schlaf und wenig Erholung führen zwangsläufig zu Konzentrationsproblemen und Erschöpfung. Darüber hinaus können die entzündlichen Prozesse im Körper zur sogenannten Fatigue, also einer bleiernen, andauernden Erschöpfung führen, die den Alltag unter Umständen stark belastet und auch durch Schlaf nicht besser wird.
Eine Erkrankung wie die rheumatoide Arthritis kann viel Energie kosten und besonders lange, intensive Krankheitsphasen können sich auch durch Depressionen bemerkbar machen. Diese lassen sich zum einen auf durch die Erkrankung verursachte Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zurückführen. Darüber hinaus können im Körper aktive Entzündungen psychische Probleme begünstigen. Mögliche Anzeichen für eine Depression sind ständige Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder auch Schlafstörungen.
Neben den Beschwerden in den Gelenken und im Bewegungsapparat, kann die RA auch gemeinsam mit Organbeteiligungen einhergehen. Daher haben wir hier eine Liste von Körperregionen, die mit betroffen sein können, erstellt und geben Beispiele für mögliche Erkrankungen derer. Anhand dieser kannst Du dann besser einordnen, ob etwaige Beschwerden auf Deine RA zurückzuführen sind.
Die rheumatoide Arthritis kann die Tränen- und Speicheldrüsen befallen und das Drüsengewebe potentiell sogar zerstören. Dieser Verlauf wird auch Sicca-Syndrom genannt und betrifft etwa ein Drittel der Patienten. Die häufigsten Krankheitszeichen sind Mundtrockenheit und ein Mangel an Tränenflüssigkeit, wodurch ein Fremdkörpergefühl oder eine Rötung in den Augen vorkommen kann.
Entzündungen der Gefäßwände (Vaskulitis genannt) können sich in Durchblutungsstörungen äußern, die zu kleinen punktförmigen Wunden, zu Hautgeschwüren oder großflächigem Absterben von Gewebe führen können. Außerdem geht die rheumatoide Arthritis mit einer erhöhten Rate an Arterienverkalkung (Arteriosklerose) einher.
Patienten mit rheumatoider Arthritis haben-besonders unbehandelt- ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Die Arteriosklerose (Arterienverkalkung) der Herzkranzgefäße wird durch den entzündlich-rheumatischen Krankheitsprozess begünstigt und tritt bei aktiven Gelenkentzündungen häufiger auf. Neben dem rheumatischen Entzündungsprozess beeinflussen auch die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (Schmerzmittel wie Ibuprofen) sowie Kortison (besonders in hohen Dosen über längere Zeit) das Auftreten von Herzerkrankungen negativ. Herzgefäßerkrankungen, Herzinfarkte und Co. kommen also häufiger vor. Die Einnahme dieser Medikamente sollte daher auf das unbedingt notwendige Maß begrenzt bleiben. Darüber hinaus kann eine rheumatoide Arthritis einen Herzklappenfehler und eine Entzündung des Herzmuskels sowie des Herzbeutels mit Herzbeutelerguss verursachen.
Die Lunge ist eines der am häufigsten bei RA betroffenen Organe. Bei jedem 5. Patient mit rheumatoider Arthritis sind die Lungenbläschen entzündet. Die Entzündung kann unter Umständen zu einer zunehmenden Fibrose, also zu einer Verhärtung von Lungengewebe, führen. In der Regel ist dies nur mit einer speziellen Untersuchungsmethode nachweisbar (mit hochauflösender Computertomographie, HR-CT der Lunge- mehr hierzu im Modul 2 ”Behandlung”). Meistenteils ist -ohne dass eine entsprechende Symptomatik besteht- keine Behandlung erforderlich. In seltenen, ausgeprägten Fällen mit Lungenfibrose (Lungenverhärtung) sind Husten und Atemnot bei Belastung, bis hin zu generellen Atmungsschwierigkeiten die Folge. Neue Medikamente sind seit dem Jahr 2020 für Patienten mit ausgeprägteren rheumatischen Lungenveränderungen zugelassen und können den Verlauf der Erkrankung deutlich abmildern.
Werden im Handgelenk durch Gelenk- und Sehnenentzündungen die Nerven abgedrückt, kann dies Fehlempfindungen, Unempfindlichkeit und Schmerzen auslösen (Karpaltunnel-Syndrom). Selten kann es im Rahmen der rheumatoiden Arthritis auch in Verbindung mit einer Gefäßentzündung zu Nervenschädigungen im Bereich der Füße und Beine kommen, einer sogenannten Polyneuropathie. Diese Nervenschädigungen gehen mit Fehlempfindungen, Taubheitsgefühl und oft brennenden Schmerzen einher. Manchmal treten auch Lähmungserscheinungen auf. Auch hier kann eine möglichst niedrige Krankheitsaktivität durch eine rheumatologische Therapie vorbeugen.
Auch Magenprobleme können direkte oder indirekte Folge der rheumatoiden Arthritis sein.Entzündungen, Blutungen und Geschwüre der Magen- und Darmschleimhaut sind häufig Folge einer Behandlung mit Schmerzmitteln wie z.B.Ibuprofen oder Diclofenac. Vor allem bei älteren Patienten, die zusätzlich mit Kortison behandelt werden und/oder bereits früher ein Magen- oder Darmgeschwür hatten, ist das Risiko für eine Schädigung der Magen-Darmwand deutlich erhöht. In der Regel kann diese Magenschädigung durch einige nichtsteroidale Antirheumatika (Schmerzmittel) durch die Einnahme eines magenschutzenden Medikaments(sogenannte Protonenpumpen-Hemmer) verhindert werden. Das Risiko für eine Magen- und Darmschädigung ist bei Einnahme einer Sondergruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika -den sogenannten Cox-2-Hemmern oder Coxibe- geringer.
Darüber hinaus ist bei einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung insbesondere das Risiko an Knochenkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs oder Blutkrebs zu erkranken, erhöht. Dies heißt jedoch keinesfalls, dass diese Erkrankungen auch auftreten müssen! Warnsignale sollten jedoch ernst genommen und frühzeitig abgeklärt werden. Wichtig: die medikamentöse Behandlung ruft die genannten Erkrankungen in der Regel nicht hervor und sollte entsprechend keinesfalls ausgesetzt werden!
Wir wissen, dass all die verschiedenen Erkrankungen, die mit der RA einhergehen können, erst einmal ganz schön bedrohlich wirken und ein mulmiges Gefühl im Bauch hinterlassen können. Umso wichtiger ist es, hier bei entsprechendem Verdacht frühzeitig zu reagieren. Außerdem kannst Du durch eine angepasste, medikamentöse Therapie und einen gesunden Lebensstil einiges dafür tun, um den Ausbruch von Begleiterkrankungen zu verhindern sowie deren Umfang möglichst gering zu halten.
Die Diagnose der Rheumatoiden Arthritis (RA) erfolgt durch eine umfassende Untersuchungsmethodik, die verschiedene Aspekte berücksichtigt. Da verschiedene Symptome und Befunde vor der Diagnose abgeklärt werden müssen, spricht man hier oft von der sogenannten Differenzialdiagnostik. Die einzelnen Schritte schauen wir uns im Folgenden genauer an.
Die Anamnese ist der erste Schritt bei der Diagnose von rheumatischen Erkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis. Dabei wird die Krankheitsgeschichte und die Symptome des Patienten oder der Patientin detailliert erfasst. Dieses Gespräch findet in der Regel mit einem Rheumatologen oder dem Hausarzt statt. Wichtige Punkte im Anamnesegespräch sind die Entwicklung der Beschwerden, frühere Erkrankungen, eingenommene Medikamente und die Familienanamnese. Bei Verdacht auf Rheumatoide Arthritis ist es entscheidend, auch auf scheinbar nebensächliche Details zu achten, wie z.B. morgendliche Steifigkeit oder symmetrische Gelenkschwellungen, die für RA typisch sind.
Körperliche Untersuchungen sind neben dem Anamnesegespräch ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik der Rheumatoiden Arthritis. Der Arzt prüft die Gelenke auf Schwellungen, Überwärmung und Druckempfindlichkeit. Besonders häufig betroffen sind bei RA die Finger-, Hand- und Fußgelenke. Typisch für die Krankheit ist auch, dass die betroffenen Gelenke symmetrisch – also auf beiden Körperseiten – entzündet sind.
Bildgebende Verfahren spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnosestellung und Verlaufsbeurteilung von Rheumatoider Arthritis. Besonders wichtig sind hierbei folgende Verfahren:
Röntgenaufnahmen werden genutzt, um strukturelle Veränderungen in den betroffenen Gelenken zu beurteilen. Bei fortgeschrittener RA können typische Schäden, wie Gelenkspaltverschmälerung, Erosionen oder Fehlstellungen, erkannt werden. In frühen Stadien sind diese Veränderungen jedoch oft noch nicht sichtbar.
Das MRT ist ein strahlenfreies Verfahren, das detaillierte Bilder von Gelenken und umgebenden Strukturen liefert. Es ermöglicht die Erkennung von Entzündungen im Frühstadium der Rheumatoiden Arthritis, bevor irreversible Schäden im Röntgenbild sichtbar werden. So können entzündete Gelenkinnenhäute und Flüssigkeitsansammlungen in den Gelenken frühzeitig erkannt werden.
Die Sonografie ist ein häufig eingesetztes Verfahren in der rheumatologischen Praxis, das zur Beurteilung von Entzündungen in Gelenken und Sehnen eingesetzt wird. Bei Rheumatoider Arthritis wird der Ultraschall häufig verwendet, um Ergüsse oder Entzündungen in den betroffenen Gelenken zu identifizieren.
Blutwerte spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Rheumatoider Arthritis. Die folgenden Laborparameter werden üblicherweise untersucht:
Sind diese Werte auffällig, erhärtet sich der Verdacht auf Rheumatoide Arthritis. Jedoch sind sie allein nicht ausreichend, um die Diagnose RA zu sichern, sondern müssen in Zusammenhang mit den klinischen Befunden betrachtet werden.
An der Behandlung von Rheumatoider Arthritis (RA) sind verschiedene Arzt- und Therapeutengruppen beteiligt. Gerade zu Beginn der Erkrankung kann dies für die Betroffenen zu einer Vielzahl von Arztbesuchen und verschiedenen Behandlungsansätzen führen, was bei vielen Patienten zu Verwirrung und Frustration führt. Wir geben hier einen Überblick über die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten und die beteiligten Fachärzte.
Die Behandlung der Rheumatoiden Arthritis kann je nach Schwere der Symptome und dem Stadium der Erkrankung in verschiedenen Versorgungseinrichtungen erfolgen. Im Folgenden schauen wir uns diese Einrichtungen genauer an.
Die Therapie der Rheumatoiden Arthritis erfolgt hauptsächlich in Praxen niedergelassener Rheumatologen. Diese Praxen sind oft wohnortnah und stellen über Jahre hinweg die zentrale Anlaufstelle für die Behandlung der Erkrankung dar. Sie bieten die medikamentöse und physiotherapeutische Grundversorgung an und überwachen den Krankheitsverlauf regelmäßig.
In Fällen von schweren Krankheitsverläufen, komplizierten Begleiterkrankungen oder wenn die Standardtherapie nicht ausreichend wirkt, können rheumatologische Ambulanzen in größeren Kliniken, insbesondere Universitätskliniken, in die Behandlung einbezogen werden. Diese bieten spezialisierte Diagnose- und Therapiemöglichkeiten an.
Für Patienten, bei denen die Rheumatoide Arthritis die Arbeitsfähigkeit gefährdet oder bereits eingeschränkt hat, bieten Reha-Kliniken eine intensive Betreuung. Hier werden Patienten über einen längeren Zeitraum therapiert, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen und den Alltag besser bewältigen zu können.
Es ist wichtig, in Absprache mit den behandelnden Ärzten realistische Therapieziele zu definieren, um einen positiven Umgang mit der Erkrankung zu ermöglichen. Das übergeordnete Ziel der Behandlung von Rheumatoider Arthritis ist die Remission – das heißt, die Entzündungsaktivität der Erkrankung soll möglichst vollständig unter Kontrolle gebracht werden.
Weitere, untergeordnete Therapieziele können sein:
Die Behandlung von Rheumatoider Arthritis basiert auf einem multimodalen Therapieansatz. Das bedeutet, dass verschiedene Therapieformen kombiniert werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Im Folgenden betrachten wir die wichtigsten Säulen dieser Therapie.
Im Mittelpunkt der Behandlung steht die medikamentöse Therapie. Das Hauptziel ist, die Entzündungsaktivität zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, Schmerzen zu lindern und die Funktion der Gelenke zu erhalten. Hierzu stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, darunter:
Neben der medikamentösen Therapie spielt Bewegung eine entscheidende Rolle. Physiotherapie hilft dabei, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten, Muskelkraft aufzubauen und Gelenksteifheit vorzubeugen. Regelmäßige Krankengymnastik und gezielte Übungen, die unter Anleitung von Physiotherapeuten erlernt werden, sind hier von besonderer Bedeutung.
Selbstmanagement spielt eine wichtige Rolle im Umgang mit Rheumatoider Arthritis. Patienten können durch Anpassungen im Alltag, wie einer gesunden Ernährung, Stressmanagement und gezielten Bewegungsübungen, viel zur Stabilisierung ihres Gesundheitszustandes beitragen. Digitale Schulungsprogramme und Selbsthilfegruppen bieten zusätzliche Unterstützung, um den Alltag mit RA besser zu bewältigen.
In einigen Fällen können operative Eingriffe notwendig sein, um Gelenkschäden zu korrigieren oder Schmerzen zu lindern. Dies ist jedoch eine individuelle Entscheidung, die gemeinsam mit dem behandelnden Arzt getroffen werden sollte. Operative Maßnahmen sind keine Standardtherapie, sondern kommen nur bei schweren Verläufen oder irreversiblen Gelenkschäden zum Einsatz.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (2019): Management der frühen rheumatoiden Arthritis (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 060-002. 2019.
Smolen JS, Landewé RB, Bijlsma JW et al. EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs: 2019 update. Ann Rheum Dis 2020; 79(6): 685-699.
Deutsche Rheuma Liga (2022): Rheumatoide Arthritis, https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/rheumatoide-arthritis, zuletzt abgerufen am 24.12.2023