Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche Behandlung und Beratung. Entscheidungen bzgl. Medikation und Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.
Dass korrekte Zahnhygiene wichtig ist um die Gesundheit unserer Zähne und des Zahnfleischs zu erhalten, dürfte hinlänglich bekannt sein.
Dass das Wohlergehen unserer Zähne allerdings auch massive Auswirkungen auf unsere Gesundheit im Allgemeinen haben kann, ist weitaus weniger bekannt.
So bestehen direkte Zusammenhänge zwischen Entzündungen des Zahnfleisches bzw. des parodentalen Raumes und anderen Erkrankungen wie Diabetes, Alzheimer, kardiovaskulären Beschwerden - und Rheumatoider Arthritis.
Konkret weiß man mittlerweile, dass Patienten mit Parodontitis (eine bakteriell bedingte Erkrankung des Zahnfleischs) überdurchschnittlich oft unter Menschen die ebenfalls unter einer RA leiden, zu finden sind. Warum genau das so ist und welche Rollen dabei den Bakterien in der menschlichen Mundflora zukommt, versucht ein Forscherteam des Karolinska Institutes in Stockholm derzeit herauszufinden.
In unserem Körper beherbergen wir mehr Bakterien als Zellen. Über 100 Milliarden, um genau zu sein. Die meisten dieser Bakterien leben in unserem Darm, aber gut 6 Milliarden haben unseren Mund zu ihrem Zuhause auserkoren. Was zunächst befremdlich klingen mag, ist in der Regel zu unserem Vorteil. Die Bakterien helfen uns dabei, Nahrung zu verdauen, können uns Schutz vor Chemikalien oder Giftstoffen bieten und halten ganz allgemein unser Immunsystem auf Trab.
Allerdings können sie unter Umständen auch eine Bedrohung darstellen. Wird das empfindliche Gleichgewicht zwischen den sog. “guten und schlechten” Bakterien gestört, können die schlechten die Überhand gewinnen und Allerlei Schaden anrichten. In einem solchen Fall spricht man dann von einer Dysbiose.
Wenn sich zu viele schlechte Bakterien gebildet haben, wird unser Immunsystem aktiviert. Der Körper greift die Störkörper an, genauso wie er es auch bei einer anderweitigen Infektion machen würde. Die daraus resultierenden Entzündungen sollen die Gefahr abwenden und die Bakterien abstoßen.
Ähnlich wie bei den rheumatischen Erkrankungen, funktionieren hier bei einigen Menschen aber die “Bremsen” des Immunsystems nicht richtig. Die Entzündungen laufen Gefahr, chronisch zu werden. Findet dieser Prozess am Zahnfleisch statt, spricht man von der Eingangs erwähnten Pardodontitis.
Die Symptome beginnen mit Zahnfleischbluten, empfindlichen Zahnhälsen und Mundgeruch, können in den späteren Phasen aber bis hin zum Zahnausfall führen, da sich der Kieferknochen zurückbildet. Weltweit leiden etwa 50% aller erwachsenen Menschen an unterschiedliche starken Formen der Parodontitis. Behandlungsmöglichkeiten bestehen in Form der mechanischen Zahnpflege/Zahnreinigung durch den Zahnarzt oder operativen Eingriffen.
Neue Studien haben nun gezeigt, dass eine solche Dysbiose im Mundraum besonders häufig bei Patienten mit einer RA, bzw. bei Menschen mit erhöhtem Risiko einer RA zu finden ist. Letztere müssen nicht notwendigerweise unter Gelenkentzündungen leiden, aber sie weisen dieselben Antikörper im Blut auf, die man auch bei Patienten der RA nachweisen kann.
Diese Antikörper sind hilfreich bei der Diagnose der Krankheit. Darüber hinaus, stehen sie im Verdacht, direkt in den Erkrankungsprozess involviert zu sein. Es liegen Hinweise vor, dass sie Schmerz verursachend wirken können und Zellen aktivieren, die ihrerseits das Knochengewebe angreifen. Unbekannt ist allerdings, wodurch und warum diese Antikörper überhaupt entstehen.
Eine Hypothese, die das Forscherteam aus Karolinka zur Zeit untersucht, ist, dass ein Bakterium mit Namen Porphyromonas gingivalis beteiligt sein könnte. Eine Blutuntersuchung von 2000 Menschen, die kürzlich mit RA diagnostiziert worden waren, suggerierte einen Zusammenhang zwischen dem übermäßigen Vorhandensein dieser Bakterien und RA Antikörpern. Momentan wird noch untersucht, ob P. gingivalis an der Bildung dieser Antikörper beteiligt ist und somit möglicherweise indirekt auch an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie der RA beteiligt sein könnte.
Diese Vermutung wirft wiederum die Frage auf, ob man den Krankheitsverlauf mit dem Wiederherstellen des Gleichgewichts der Mundflora positiv beeinflussen kann. Zwar gibt es momentan noch keine größer angelegten Studien zu eben dieser Fragestellung, aber eine handvoll kleinerer Experimentalstudien zeigen bereits vielversprechende Resultate:
Durch die medizinische Entfernung von Zahnstein und Bakterien in Mund- und Rachenraum, konnte bei einigen RA Patienten die Krankheitsaktivität, sowie die nachweisbare Menge an Entzündungsmarkern im Blut gesenkt werden. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass RA Patienten die ebenfalls unter einer Parodontitis litten, schlechter auf die Standardmedikation ansprachen, als solche ohne.
Auch wenn noch nicht alle Zusammenhänge 100 prozentig klar sind, kann es nach mit Sicherheit nicht Schaden, regelmäßig beim Zahnarzt vorbeizuschauen und gründliche Zahnhygiene zu guter Gewohnheit zu machen. Zahnseide, Mundspülung und viel Wasser trinken, könnte für noch viel mehr gut sein als nur ein schönes Gebiss.