Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche Behandlung und Beratung. Entscheidungen bzgl. Medikation und Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.
Durch das zunehmende Voranschreiten der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen ist immer häufiger von Gesundheitsapps die Rede, die Patientinnen und Patienten bei der Behandlung und im Umgang mit ihren Erkrankungen unterstützen sollen. Doch wie sieht es hier im Bereich der Rheumatologie aus - welche Potenziale für die Rheuma-Behandlung bieten App-Ansätze und welche konkreten Anwendungsmöglichkeiten bestehen? Im Folgenden findest Du hierzu einen kurzen Überblick.
Je nach Zielgruppe und Zeitpunkt der Behandlung rheumatischer Krankheitsbilder wie dem Morbus Bechterew oder der Rheumatoiden Arthritis bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, Apps zu verwenden. So könnten Patientinnen und Patienten beispielsweise niedrigschwelliger und schneller erste Vorschläge in der Diagnostik sowie für ihre Erkrankung und Behandlung relevante Informationen und darüber hinaus via App einen Abklärungstermin erhalten. Nach erfolgter Diagnosestellung ermöglichen Apps die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Rheuma-Therapien objektiv und dauerhaft zu messen und zu beobachten. Hierdurch gewonnene Daten könnten Betroffene auf freiwilliger Basis der Wissenschaft zur Verfügung stellen, um mehr über rheumatische Erkrankungen herauszufinden und so langfristig die Versorgung von Rheumatikerinnen und Rheumatikern zu verbessern. Darüber hinaus könnten sogenannte Komorbiditäten, also Begleiterkrankungen wie etwa Osteoporose, besser erkannt und behandelt werden. Zusätzlich könnten Rheuma-Apps dabei helfen, zeitaufwändige Schulungs- und Rehabilitationsmaßnahmen bei Patientinnen und Patienten effizienter zu gestalten. Konkrete Anwendungsmöglichkeiten für Apps in der Rheumatologie findest Du in der folgenden Auflistung.
Ein anhaltend großes Problem stellt eine fachärztliche Unterversorgung dar, die mit entsprechend langen Wartezeiten sowie geringer Sprechzeit bei Rheumatologinnen und Rheumatologen einhergeht. Dies kann die für die Einleitung einer Therapie so wichtige Stellung einer Diagnose unnötig lange hinauszögern. Darüber hinaus belegen Erhebungen dass bis zu zwei Drittel der Erstvorstellungen bei rheumatologischen Fachärztinnen und Fachärzten keine Diagnose einer entzündliche-rheumatischen Erkrankung gestellt wird, was die Diagnostik tatsächlicher entzündlich-rheumatischer Erkrankungen bei anderen Patientinnen und Patienten weiter hinauszögern kann. Vor diesem Hintergrund werden momentan verschiedene App-Lösungen entwickelt und erprobt, welche Betroffenen niedrigschwellige, erste mögliche Diagnosen nennen und den Überweisungsprozess zum Facharzt effizienter gestalten sollen. An dieser Stelle ist jedoch darauf hinzuweisen, dass sich viele dieser Apps noch in den Kinderschuhen befinden und insbesondere bei der Diagnosestellung in keinem Fall den Termin beim Facharzt ersetzen.
Auch der - in der Regel quartalsweise stattfindende - Besuch beim Rheumatologen lässt nur eine Momentaufnahme zu und erschwert entsprechend die Einschätzung der Krankheitsaktivität von Betroffenen. Hier können Apps dabei helfen den Krankheitsverlauf langfristig zu erfassen, indem Patienten regelmäßig ihre Symptome und Einschätzung der Krankheitsaktivität digital angeben. Neben der aktiven Datenerfassung durch Betroffene besteht weiterhin die Möglichkeit, Daten passiv mittels Smartphone oder gekoppeltem Wearable (z.B. Smartwatch) zu erfassen. So konnten in ersten Studien beispielsweise Rheuma-Schübe bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis und Spondyloarthritis festgestellt werden. Darüber hinaus könnten in Zukunft die Messung der Fingerschwellung von Patienten mit Hilfe der Smartphone Kamera gemessen, die Wirbelsäulenbeweglichkeit von Patienten mit Morbus Bechterew festgestellt oder die körperliche Aktivität von Patienten ermittelt werden.
Bei vielen Patienten mit entzündlich- rheumatischen Erkrankungen sind chronische Schmerzen und depressive Beschwerden wesentliche Begleiterscheinungen. Zur Linderung dieser Beschwerden gibt es bereits zahlreiche vielversprechende Ansätze, die app-unterstützt ablaufen. So gibt es bereits erste Nachweise zum Nutzen von Apps für die Behandlung von Depressionen, Rückenschmerzen oder Stressreduktion. Zudem können medizinische Apps das Management von Begleiterkrankungen bei Menschen mit Rheuma unterstützen. Insbesondere zum Krankheitsmanagement bei Diabetes mellitus finden sich inzwischen zahlreiche Apps, welche die Dokumentation von Blutzuckerwerten sowie die Medikamenteneinnahme im Tagebuchformat erleichtern und versuchen, die Therapietreue durch eine Erinnerungsfunktion zu verbessern.
Krusche, M., et al. "Apps und ihre Anwendungsgebiete in der Rheumatologie." Zeitschrift für Rheumatologie 79.6 (2020).