Morbus Behçet – Was ist das?

Symbolbild Rheuma Hand

Morbus Behçet, auch als Behçet-Syndrom bekannt, ist eine seltene und chronische entzündliche Erkrankung, die verschiedene Körperteile betreffen kann, darunter die Haut, Schleimhäute, Gelenke, Augen, Blutgefäße und das Nervensystem. Die Krankheit wurde nach dem türkischen Dermatologen Hulusi Behçet benannt, der sie erstmals in den 1930er Jahren beschrieb. Da die Symptome so vielfältig sind, kann die Diagnose eine Herausforderung darstellen. In diesem Blogpost beleuchten wir, was Morbus Behçet ist, welche Symptome auftreten, wie die Krankheit diagnostiziert wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist Morbus Behçet?

Morbus Behçet ist eine systemische Vaskulitis, das heißt, es handelt sich um eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße, die sowohl große als auch kleine Venen und Arterien betreffen kann. Die genaue Ursache von Morbus Behçet ist unbekannt, es wird jedoch vermutet, dass genetische und Umweltfaktoren, wie Infektionen, eine Rolle spielen. Das Immunsystem greift bei dieser Erkrankung fälschlicherweise gesundes Gewebe an, was zu den entzündlichen Prozessen führt.

Wichtige Merkmale von Morbus Behçet:

  • Seltenheit: Morbus Behçet ist eine seltene Krankheit, tritt aber häufiger in Regionen entlang der Seidenstraße, wie dem Nahen Osten, der Türkei und Ostasien, auf.
  • Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem verursacht die Entzündungen im Körper.
  • Multisystem-Erkrankung: Die Krankheit betrifft verschiedene Organsysteme, was zu einem breiten Spektrum an Symptomen führt.

Welche Symptome treten bei Morbus Behçet auf?

Die Symptome von Morbus Behçet sind sehr vielfältig und können von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Typischerweise treten die Beschwerden in Schüben auf, die von symptomfreien Phasen unterbrochen werden. Die häufigsten Symptome betreffen die Haut, Schleimhäute und Augen, doch auch innere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden.

Häufige Symptome von Morbus Behçet:

  • Mundgeschwüre (Aphthen): Schmerzhafte, wiederkehrende Geschwüre im Mund sind eines der Hauptmerkmale von Morbus Behçet. Sie ähneln denen bei einer Herpes-Infektion, sind aber in der Regel nicht viral bedingt.
  • Genitalgeschwüre: Schmerzhafte Geschwüre an den Genitalien, die sich ähnlich wie Mundgeschwüre manifestieren und nach Abheilung oft Narben hinterlassen.
  • Hautveränderungen: Hautausschläge oder Akne-ähnliche Läsionen, die hauptsächlich im Gesicht und auf dem Rücken auftreten. Zusätzlich können sich rote, schmerzhafte Knoten an den Beinen (Erythema nodosum) bilden.
  • Augenentzündungen: Entzündungen in den Augen (Uveitis) sind häufig und können das Sehvermögen beeinträchtigen. Unbehandelt kann dies zu bleibenden Sehschäden führen.
  • Gelenkschmerzen: Viele Patienten leiden unter schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken, vor allem in den Knien, Sprunggelenken und Handgelenken.
  • Vaskuläre Komplikationen: Die Entzündung der Blutgefäße kann zu Thrombosen (Blutgerinnseln) oder Aneurysmen (Aussackungen der Gefäßwände) führen, was lebensgefährlich sein kann.
  • Weitere Symptome: Selten können auch das zentrale Nervensystem (Neuropathien) oder der Magen-Darm-Trakt betroffen sein, was zu Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfall oder Bauchschmerzen führen kann.

Ursachen und Risikofaktoren von Morbus Behçet

Die genaue Ursache von Morbus Behçet ist bislang nicht vollständig geklärt. Experten vermuten, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen angreift und dadurch die Entzündungen verursacht. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: Menschen mit bestimmten Genen (insbesondere HLA-B51) haben ein höheres Risiko, an Morbus Behçet zu erkranken.

Risikofaktoren für Morbus Behçet:

  • Genetische Prädisposition: Das HLA-B51-Gen wird häufig bei Patienten mit Morbus Behçet gefunden, insbesondere in den Regionen, in denen die Krankheit häufiger vorkommt.
  • Geografische Verteilung: Menschen in der Türkei, dem Nahen Osten, Japan und anderen Ländern entlang der historischen Seidenstraße sind häufiger betroffen.
  • Umweltfaktoren: Infektionen (z. B. virale oder bakterielle Erreger) könnten als Trigger für das Immunsystem wirken und die Krankheit auslösen, insbesondere bei Menschen, die genetisch vorbelastet sind.

Wie wird Morbus Behçet diagnostiziert?

Die Diagnose von Morbus Behçet ist oft schwierig, da die Symptome so vielfältig sind und viele andere Krankheiten ähnliche Beschwerden verursachen können. Es gibt keinen spezifischen Test für die Erkrankung, weshalb die Diagnose meist auf der Grundlage der klinischen Symptome gestellt wird.

Diagnosekriterien für Morbus Behçet:

  • Wiederkehrende Mundgeschwüre: Diese gelten als eines der zentralen Kriterien.
  • Zusätzliche Symptome: Genitalgeschwüre, Augenentzündungen, Hautveränderungen und Gelenkschmerzen tragen zur Diagnose bei.
  • Pathergie-Test: Ein Hauttest, bei dem durch das Einstechen einer Nadel eine übermäßige Reaktion der Haut auftritt, kann ein Hinweis auf die Krankheit sein.

Ärzte können auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT sowie Bluttests nutzen, um Entzündungen festzustellen und andere Erkrankungen auszuschließen.

Wie wird Morbus Behçet behandelt?

Die Behandlung von Morbus Behçet hängt von der Schwere der Symptome und den betroffenen Organen ab. Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, zielt die Therapie darauf ab, die Entzündungen zu kontrollieren, Schübe zu verhindern und Komplikationen zu vermeiden.

Häufige Behandlungsmöglichkeiten:

  • Kortikosteroide: Prednison und andere Kortisonpräparate werden eingesetzt, um akute Entzündungen zu bekämpfen und Symptome wie Gelenkschmerzen und Hautveränderungen zu lindern.
  • Immunsuppressiva: Medikamente wie Azathioprin, Cyclosporin oder Methotrexat werden eingesetzt, um das Immunsystem zu dämpfen und Entzündungen langfristig zu kontrollieren.
  • Biologische Therapien: In schwereren Fällen können Anti-TNF-Medikamente oder andere biologische Therapien helfen, die übermäßige Immunreaktion zu unterdrücken.
  • NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika): Zur Linderung von Gelenkschmerzen und Entzündungen werden NSAR wie Ibuprofen oder Naproxen verwendet.
  • Augentherapie: Entzündungen in den Augen erfordern oft spezielle Augentropfen oder -salben, manchmal kombiniert mit systemischen Medikamenten, um das Sehvermögen zu schützen.

Prognose und Langzeitperspektiven

Die Prognose von Morbus Behçet variiert je nach Schweregrad der Erkrankung und den betroffenen Organen. Während manche Patienten nur milde Symptome erleben, haben andere mit schwereren Schüben und Komplikationen zu kämpfen. Bei richtiger Behandlung können die meisten Patienten jedoch eine gute Lebensqualität erreichen.

Langzeitprognose bei Morbus Behçet:

  • Verlauf: Die Erkrankung verläuft in Schüben, und die Symptome können im Laufe der Zeit variieren.
  • Komplikationen: Ohne Behandlung kann es zu ernsthaften Komplikationen wie Blindheit, Thrombosen oder Aneurysmen kommen.
  • Langfristige Behandlung: Morbus Behçet erfordert oft eine lebenslange medizinische Betreuung, um Schübe zu verhindern und Entzündungen zu kontrollieren.

Fazit

Morbus Behçet ist eine seltene und komplexe Autoimmunerkrankung, die eine Vielzahl von Organen und Geweben betreffen kann. Die Symptome sind oft schwer zu erkennen, und die Diagnose erfordert eine gründliche Untersuchung. Mit der richtigen Behandlung können die meisten Patienten jedoch ein weitgehend normales Leben führen. Es ist wichtig, bei Symptomen wie wiederkehrenden Mund- oder Genitalgeschwüren sowie Augenentzündungen einen Arzt aufzusuchen, um frühzeitig eine Diagnose zu stellen und mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Quellen
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1. Annals of the Rheumatic Diseases (2008), EULAR recommendations for the management of Behçet disease, abgerufen unter https://ard.bmj.com/content/67/12/1656

2. Rheumatic Disease Clinics of North America(2013), Behçet's Syndrome, abgerufen unter https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0889857X13000112?via%3Dihub

Medizinischer Hinweis
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Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche  Behandlung und Beratung. Entscheidungen bezüglich Medikation und  Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.

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