Axiale Spondyloarthritis, im Volksmund zumeist Morbus Bechterew genannt, ist eine Form von Rheuma, die primär die Wirbelsäule betrifft und zu deren Versteifung führen kann. Typische Symptome umfassen chronische Rückenschmerzen, Steifheit und in fortgeschrittenen Stadien eine eingeschränkte Beweglichkeit.
Vorab: Die Antwort ist ja. Eine der diagnostischen Herausforderungen und Schwierigkeiten betrifft das Vorhandensein oder Fehlen von Entzündungsmarkern im Blut. Es gibt mehrere Gründe, warum bei Patienten mit Morbus Bechterew keine erhöhten Entzündungswerte festgestellt werden können.
Individuelle Unterschiede in der Immunantwort: Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Entzündungen. Einige Patienten zeigen keine erhöhten CRP- oder BSG-Werte, obwohl sie unter aktiven Entzündungen leiden.
Medikamentöse Behandlung: Viele Patienten nehmen entzündungshemmende Medikamente ein, die die Entzündungsparameter im Blut senken können, selbst wenn die Erkrankung aktiv ist und sich entzündliche Beschwerden bemerkbar machen.
Chronischer Verlauf der Erkrankung: In späteren Stadien der Erkrankung können die typischen Entzündungswerte normal sein, obwohl strukturelle Veränderungen und Schmerzen bestehen.
Entzündungswerte, wie C-reaktives Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), sind Laborparameter, die häufig bei der Diagnostik entzündlicher Erkrankungen genutzt werden. Bei vielen Patienten mit Morbus Bechterew sind diese Werte erhöht, was auf eine aktive Entzündung hinweist. Doch nicht bei allen Betroffenen ist dies der Fall.
Leider dauert es auch heute noch im Durchschnitt mehrere Jahre, bis eine Diagnose Morbus Bechterew sichergestellt werden kann. Ein Grund hierfür liegt unter anderem daran, dass insbesondere beim Allgemeinmediziner in erster Linie nach Entzündungswerten im Blut gesucht wird. Können diese nicht nachgewiesen werden, wird oft an anderer Stelle weitergesucht und die Diagnose verzögert sich - obwohl man dem Morbus Bechterew bereits auf der Spur war.
Die Diagnose von Morbus Bechterew erfordert eine umfassende klinische Untersuchung und Bildgebung, insbesondere in Fällen ohne auffällige Entzündungsmarker. Wichtige diagnostische Werkzeuge, die helfen können, deinen Weg zur Diagnose oder einen Rheumaschub zu identifizieren, können umfassen:
Anamnese und klinische Untersuchung: Chronische Rückenschmerzen, die sich bei Bewegung bessern und in Ruhe verschlechtern, sowie morgendliche Steifheit sind charakteristische Symptome.
Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen und Magnetresonanztomographie (MRT) können entzündliche Veränderungen an den Sakroiliakalgelenken und der Wirbelsäule sichtbar machen.
Genetische Tests: Der Nachweis des HLA-B27-Gens kann die Diagnose unterstützen, obwohl nicht alle Träger des Gens erkranken und nicht alle Patienten mit Morbus Bechterew HLA-B27 positiv sind.
Morbus Bechterew ohne erhöhte Entzündungswerte im Blut ist definitiv möglich. Dies sollte sowohl Patienten als auch Ärzte sensibilisieren, nicht ausschließlich auf Laborwerte zu vertrauen. Eine gründliche klinische Untersuchung und der Einsatz moderner Bildgebungstechniken sind unerlässlich, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.
Ebner, KM., Schirmer, M., Hermann, J. et al. Axiale und periphere Spondyloarthritis. J. Miner. Stoffwechs. Muskuloskelet. Erkrank.30, 17–23 (2023). https://doi.org/10.1007/s41970-023-00222-3