Morbus Still - Ein umfassender Überblick

Symbolbild Rheuma Hand

Morbus Still ist eine seltene, entzündliche Erkrankung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen kann. Sie gehört zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen und ist durch wiederkehrendes hohes Fieber, Hautausschläge und Gelenkschmerzen gekennzeichnet. Die Krankheit ist auch unter dem Namen "systemische juvenile idiopathische Arthritis" (SJIA) bei Kindern oder "adulter Morbus Still" bei Erwachsenen bekannt. In diesem Artikel geben wir einen detaillierten Überblick über die Krankheit, ihre Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Morbus Still?

Morbus Still ist eine systemische entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesundes Gewebe angreift. Dadurch kommt es zu Entzündungen in verschiedenen Körperbereichen, insbesondere in den Gelenken, aber auch in Organen wie der Leber und Milz. Die Krankheit tritt in zwei Hauptformen auf:

  • Juveniler Morbus Still: Betroffen sind Kinder unter 16 Jahren.
  • Adulter Morbus Still: Diese Form betrifft Erwachsene, meist im Alter zwischen 16 und 35 Jahren.

Die genaue Ursache von Morbus Still ist bislang nicht vollständig bekannt, doch es wird vermutet, dass genetische und möglicherweise infektiöse Faktoren eine Rolle spielen.

Wichtige Merkmale von Morbus Still:

  • Seltenheit: Morbus Still ist eine seltene Erkrankung, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftritt.
  • Systemische Natur: Die Krankheit kann mehrere Organe und Gewebe betreffen.
  • Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem greift fälschlicherweise den eigenen Körper an.

Welche Symptome treten bei Morbus Still auf?

Die Symptome von Morbus Still sind vielfältig und können von Patient zu Patient variieren. Häufig treten sie in Schüben auf, wobei sich symptomfreie Phasen mit akuten Krankheitsphasen abwechseln. Die charakteristischen Symptome sind hohes Fieber, Gelenkschmerzen und ein auffälliger Hautausschlag.

Hauptsymptome von Morbus Still:

  • Fieber: Wiederkehrendes hohes Fieber, oft über 39 °C, das häufig abends auftritt und am nächsten Morgen wieder abklingt.
  • Hautausschlag: Ein flüchtiger, lachsfarbener Ausschlag, der meist mit den Fieberschüben auftritt und häufig auf dem Rumpf und den Gliedmaßen sichtbar ist.
  • Gelenkschmerzen und -entzündungen: Betroffen sind vor allem große Gelenke wie Knie, Handgelenke und Ellbogen, was zu Bewegungseinschränkungen führen kann.
  • Weitere Symptome:
    • Muskel- und Halsschmerzen
    • Vergrößerte Lymphknoten
    • Entzündung von inneren Organen wie Leber und Milz
    • Schmerzen im Brustkorb (bei Beteiligung des Herzbeutels oder der Lunge)

Diese Symptome können den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, insbesondere während eines akuten Krankheitsschubs.

Ursachen und Risikofaktoren für Morbus Still

Die genaue Ursache von Morbus Still ist bislang unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass eine Fehlregulation des Immunsystems die zentrale Rolle spielt. Einige Forscher vermuten, dass genetische Veranlagung in Kombination mit äußeren Faktoren wie Virusinfektionen das Risiko für die Erkrankung erhöhen könnte.

Risikofaktoren für Morbus Still:

  • Genetische Veranlagung: Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Autoimmunerkrankungen könnten ein höheres Risiko haben, an Morbus Still zu erkranken.
  • Infektionen: Einige Viren, wie z. B. Epstein-Barr-Virus oder Zytomegalievirus, könnten als mögliche Auslöser für die Krankheit in Frage kommen.
  • Alter: Bei der juvenilen Form tritt die Krankheit meist vor dem 16. Lebensjahr auf, während der adulte Morbus Still vorwiegend junge Erwachsene betrifft.

Wie wird Morbus Still diagnostiziert?

Die Diagnose von Morbus Still ist eine Herausforderung, da es keine spezifischen Tests für die Krankheit gibt. Ärzte stützen sich auf die Kombination aus klinischen Symptomen, Blutuntersuchungen und dem Ausschluss anderer Erkrankungen, um die Diagnose zu stellen.

Wichtige Diagnoseverfahren:

  • Bluttests: Erhöhte Entzündungsmarker wie C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) sind häufig zu finden. Auch ein erhöhter Ferritinspiegel kann ein Hinweis auf Morbus Still sein.
  • Ausschluss anderer Erkrankungen: Da die Symptome von Morbus Still denen anderer Krankheiten wie Lupus, rheumatoider Arthritis oder Infektionen ähneln, ist der Ausschluss dieser Erkrankungen essenziell.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, MRT oder Ultraschall können zur Untersuchung der Gelenke und inneren Organe eingesetzt werden, um Entzündungen zu erkennen.

Wie wird Morbus Still behandelt?

Die Behandlung von Morbus Still zielt darauf ab, die Entzündung zu kontrollieren und die Symptome zu lindern. Da die Krankheit chronisch ist, kann eine langfristige Therapie notwendig sein. Die Behandlung wird individuell auf die Schwere der Erkrankung und die betroffenen Organe abgestimmt.

Häufige Behandlungsmöglichkeiten:

  • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR):
    • Medikamente wie Ibuprofen oder Naproxen können helfen, Fieber und Schmerzen zu lindern.
  • Kortikosteroide:
    • Prednison wird oft zur schnellen Linderung schwerer Entzündungen eingesetzt. Die Dosis wird schrittweise reduziert, sobald die Symptome unter Kontrolle sind.
  • Immunsuppressiva:
    • Medikamente wie Methotrexat oder Anakinra können eingesetzt werden, um das Immunsystem zu unterdrücken und die Entzündung langfristig zu kontrollieren.
  • Biologische Therapien:
    • Anti-Interleukin-1 oder Anti-Interleukin-6-Medikamente (z. B. Tocilizumab) werden bei schweren Fällen eingesetzt, um die Entzündungsreaktion gezielt zu blockieren.

Prognose und Langzeitperspektiven

Die Prognose bei Morbus Still variiert stark von Patient zu Patient. Manche Menschen erleben nur wenige Krankheitsschübe, während andere mit chronischen, wiederkehrenden Symptomen zu kämpfen haben. Mit der richtigen Behandlung können viele Betroffene ein normales Leben führen, auch wenn eine langfristige Therapie oft erforderlich ist.

Langzeitprognose bei Morbus Still:

  • Schubförmiger Verlauf: Viele Patienten erleben Phasen mit starken Symptomen, gefolgt von symptomfreien Intervallen.
  • Chronische Erkrankung: In einigen Fällen entwickelt sich eine chronische Entzündung der Gelenke, die zu bleibenden Schäden führen kann.
  • Komplikationen: Unbehandelt kann die Krankheit zu ernsthaften Komplikationen wie Organversagen oder Herzproblemen führen. Eine frühzeitige und konsequente Behandlung ist entscheidend.

Fazit

Morbus Still ist eine seltene, aber potenziell schwere Autoimmunerkrankung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen kann. Die Symptome sind vielfältig und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung sind entscheidend, um die Entzündungsprozesse zu kontrollieren und Komplikationen zu vermeiden.

Wenn Sie oder ein Angehöriger wiederkehrendes Fieber, Hautausschläge und Gelenkschmerzen bemerken, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abklären zu lassen. Mit der richtigen Therapie können die meisten Patienten ein gutes und aktives Leben führen.

Quellen
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1. National Center for Biotechnology Information, Morbus Still, abgerufen unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK538345/

2. Arthritis Foundation, Adult's Still Disease, abgerufen unter: https://www.arthritis.org/diseases/adult-stills-disease

Medizinischer Hinweis
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Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um rein informativen Inhalt. Die Informationen ersetzen zu keinem Zeitpunkt eine ärztliche  Behandlung und Beratung. Entscheidungen bezüglich Medikation und  Therapie müssen unbedingt ärztlich abgesprochen werden.

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